Die Pinguine werden langsam erwachsen

Published on 23 January 2024
Updated on 23 January 2024
5 min read
Antarktis
Die Pinguine werden langsam erwachsen

Hallo Liebe Leute,

ihr habt jetzt etwas länger nichts mehr von mir gehört. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir hier vor Ort viel zu tun haben und ich einfach noch nicht dazu gekommen bin, alle Bilder zu sichten, zu bearbeiten und dann auch noch einen Blogpost zu schreiben. Denn Bilder habe ich wirklich sehr viele gemacht. Es gibt dabei vor allem einige Fotoreihen von Pinguinen.

Aber lasst uns alles der Reihe nach anschauen. Bei uns ist inzwischen eine gewisse Routine eingekehrt. Man steht morgens auf, isst etwas zum Frühstück und dann geht es los. ich habe mich Anfang Januar noch hauptsächlich damit beschäftigt den neuen Serverraum einzurichten: Kabel anschließen, Kabel verlegen, Server säubern, Stromkabel verlegen, Labels anbringen usw. Ihr ahnt ja nicht, wie viel Staub sich in so einem Server sammeln kann. Ich habe bei einer Maschine 1.5h gebraucht, um diese komplett auszusaugen. Nun steht aber alles an seinem Platz, ist angeschlossen, hat Strom und auch Netzwerk. Kurz: die Einrichtung ist damit soweit abgeschlossen. Nun bin ich zu meiner weiteren Tätigkeit der Konfiguration und Einrichtung übergegangen. Hier geht es auch voran, aber wie es immer so ist, tauchen Probleme auf, mit denen man vorher nicht gerechnet hat. So viel zur Arbeit.

Neben der ganzen Arbeit gibt es immer wieder Zeit, um sich mit den Pinguinen zu beschäftigen. Diese haben bei uns ja einige Nester und da macht es sich sehr gut einfach jeden zweiten Tag mal nach den Pinguinen zu schauen. Vor allem ist interessant, wie schnell die kleinen Pingus denn so wachsen. Es ist wirklich entspannend den Pingus zuzusehen. Da habe ich auch einige Videos gemacht, die ihr euch alle hier ansehen könnt. Es gibt auch einige, die etwas länger sind. Sie sind alle von verschiedenen Tagen, also lässt sich auch da bestimmt das Wachstum der Kleinen erkennen. Auch das Wetter wird langsam spannender, sobald der Wind aus Süd kommt, wird es schnell sehr windig. Hier ist besonders interessant, dass dann einfach alle Pingus in der gleichen Richtung sitzen:

Pinguine schauen in die gleiche Richtung

Ansonsten sind die Entwicklungsstadien sehr interessant. Es geht von ziemlich klein:

noch relativ klein

Zu etwas größer:

schon größer

Zu noch größer:

schon ziemlich große Pingus

Größer:

noch größer

Dann geht es langsam mit den ersten Gehversuchen los:

erste Gehversuche

Und das ist ein aktuelles Bild von gestern:

aktueller Entwicklungsstand

Ihr seht also, es geht schon schnell. Die Kleinen sind gerade mal 3 bis 4 Wochen alt und stellenweise schon fast so groß wie die Alten.

Neben den Pinguinen war es inzwischen auch soweit, dass uns zwei der Kollegen von Vertex verlassen haben. Diese haben ihre Aufgaben hier vor Ort erfüllt und dürfen nun endlich nach Hause. Dazu sind die auf das Boot “Galvarino” gestiegen. Die Galvarino ist ein kleines Fracht/Tankschiff der chilenischen Marine:

die Galvarino

Das Boot hat sie über Nacht am Donnerstag (17.01.2024) nach King George Island gebracht, wo sie bis heute (Montag 22.01.2024) warten mussten, damit sie mit einem Flugzeug nach Punta Arenas fliegen können. Sie mussten solange warten, da alle Flüge ausgebucht waren. Die Flüge waren deshalb ausgebucht, da es schlechtes Wetter auf King George Island gab. Deswegen konnten die Kreuzfahrttouris nicht abreisen und es gibt einen Transportstau.

Ein weiteres Ereignis war, dass auf der chilenischen Basis der Hauptgenerator für einige Tage ausgefallen ist. Ich möchte jetzt hier nicht über Gründe spekulieren, aber ihr könnt mich gerne mal dazu befragen. Jedenfalls waren die Hauptgeneratoren aus und der Ersatzgenerator bringt gerade mal genug Leistung, damit die wichtigsten Systeme bei denen versorgt werden können. Die Heizung im gesamten chilenischen Komplex gehört nicht dazu. Zusätzlich gab es im Raum der Forscher kein Licht und auch die Gefrierschränke arbeiteten nicht mehr. Wir wurden gefragt, ob wir das aushelfen könnten. Natürlich ging das und so wurde unser Flur kurzerhand zum Forschungslabor und zwei Wissenschaftlerinnen sezierten Fische und packten einige Proben in einen unserer Gefrierschränke. Das war spannend:

Forscherin beim Sezieren

Inzwischen funktionieren die Generatoren erstmal wieder.

An einem Tag hatten wir auch Besuch von einem Hubschrauber, dieser hat anscheinend nur einige Waren geliefert und ist dann wieder geflogen.

Ich wurde in der Zwischenzeit auch gefragt, ob ich nicht etwas zur Infrastruktur der Station erzählen kann. Klar, kann ich:

Wir erhalten unseren Strom leider nicht über erneuerbare Quellen, das wäre auch aktuell denke ich schwierig darstellbar. Sonne gibt es nur im Sommer und der Wind ist entweder echt stark, oder kaum vorhanden. Eine entsprechend starke Batterie müsste angeschafft werden, die etwa 150kVA ohne Probleme über längere Zeit liefern müsste. Von daher werden wir per Dieselgenerator versorgt. Dieser Generator hat eine ordentliche Leistung und läuft mit antarktischem Diesel, der u.a. von der Galvarino zu uns transportiert wird. Ich bin mir nicht zu 100% sicher, aber die vielen tausen Liter Sprit, die alleine wir bekommen (die chilenische Station ist unabhängig) sollten locker für ein dreiviertel bis ein Jahr reichen. Die Station muss mindestens über den langen Winter kommen (der ist in der Regel etwa 8 Monate lang, bis wieder ein Schiff kommen kann).

Die Heizungen sind aktuell alle noch komplett strombetriebene Konvektoren. Jedoch soll mit dem Umbau der Infrastruktur begonnen werden, eben dort die Abwärme der Generatoren zur Heizung zu benutzen, also auch hier geht es in Richtung sinnvoller Nutzung der erzeugten Wärme. Die Serverräume haben ganz klar keine Heizung, die Rechner heizen genug, wir müssen dort sogar teilweise kühlen. Wo wir jedoch eine Heizung haben ist im Außenkühlschrank, ansonsten würden die Lebensmittel, die nicht einfrieren sollen natürlich einfrieren, das wäre schade.

Insgesamt kann es hier angenehm warm sein, aber sobald mehr Wind aufkommt wird es sehr schnell recht unangenehm muss ich sagen. Die Container sind zwar gedämmt, aber das reicht echt nicht aus, wenn der antarktische Wind die schützenden Luftschichten sofort wegpustet. Mit normalen Hausschuhen würde ich hier auch erfrieren, deswegen habe ich den ganzen Tag Turnschuhe an, die sind nicht kalt.

Ich hatte euch im letzten Post versprochen etwas über einige Missionen zu schreiben, das verschiebe ich auf den nächsten, denn dieser ist schon sehr lang geworden. Ich hoffe auch, dass ich den nächsen schneller schreibe, als diesen.

Also bis dahin!

Bilder

ein kleines unter dem Elternteil
ein kleines unter dem Elternteil